Kennen Sie das auch? Sie kommen morgens schon nicht aus dem Bett, Sie könnten eigentlich noch Stunden weiter schlafen? Oder sind Sie spätestens gegen Mittag total platt, obwohl der größte Teil des Tages noch vor Ihnen liegt? Ihre Energie ist Ihnen irgendwie abhanden gekommen? Abends liegen Sie im Bett und können nicht ein- oder durchschlafen?
Höchstwahrscheinlich handelt es sich hierbei um eine Nebennieren-Erschöpfung.
Was ist eine Nebennieren-Erschöpfung?
Die Nebennieren helfen unserem Körper, mit Belastungen besser umzugehen und angemessen auf Stress zu reagieren. Deswegen werden sie auch als „Stressdrüsen“ bezeichnet.
Die beiden Nebennieren sind etwa wallnussgroß und sitzen den Nieren oben auf. Ansonsten haben Sie mit den Nieren keine Gemeinsamkeiten. Sie schütten verschiedene Hormone aus, wie z. B. die Geschlechtshormone, die Neurotransmitter Adrenalin und Noradrenalin, unser wichtigstes Antistresshormon Cortisol und noch weitere. Ohne die Hormone, die in den Nebennieren gebildet werden, können wir nicht leben.
In akuten Stresssituationen schütten die Nebennieren vermehrt Cortisol aus, um den Körper auf die außergewöhnliche Situation vorzubereiten. Gleichzeitig werden die Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin ausgeschüttet. Sie sorgen dafür, dass Puls, Blutdruck und Atemfrequenz steigen, dass wir hellwach und somit stressfähig sind. Ist der akute Stress vorbei, reguliert sich das Ganze und der Normalzustand wird wieder hergestellt. Kommt es aber zu Dauerstress, wird der Körper praktisch in einen Dauer-Alarmzustand versetzt. Die Nebennieren powern ohne Ende, bis sie sich schließlich nach und nach erschöpfen.
Stress hat viele Gesichter. Er kann physischer, psychischer oder emotionaler Art oder eine Kombination aus allen sein.
Auslösende Faktoren, die die Nebennieren beeinflussen können, sind z.B.:
- akute oder chronische Infektionen
- wiederkehrende Stresssituationen
- Tod eines geliebten Menschen
- Schlafmangel
- Schlechte Ernährung
- Umweltgifte
- Medikamente
- Alkohol, Nikotin, Koffein
- Finanzieller Druck
- Arbeitsplatzverlust
- Ängste
- Negative Überzeugungen und vieles mehr.
Wer leidet an einer Nebennieren-Erschöpfung?
Grundsätzlich können alle Menschen, unabhängig, aus welchem Umfeld sie kommen, an einer Nebennieren-Erschöpfung leiden. Meist sind es Menschen, die
- niemals zur Ruhe kommen, sich nicht entspannen können
- immer 150 % geben müssen, Perfektionisten
- das Leben nicht genießen können, sich ständig Sorgen machen
- sich ständig von Schwierigkeiten und Problemen bedroht fühlen
- akute oder chronische Krankheiten oder Traumata erlebt haben.
Verschiedene Beschwerden als Folge einer Nebennieren-Erschöpfung
Betroffene leiden oft unter einem schwankenden Blutzuckerspiegel oder laufen Gefahr, in einen Zustand der Unterzuckerung zu geraten. Sie haben ständig das Bedürfnis zu essen, besonders Süßes. Der geistige Zustand wird beeinflusst, indem es zu innerer Unruhe, Konzentrationsschwäche und Gedächtnisverlust sowie zu gesteigerten Ängsten und Depressionen kommen kann. Meist sind Betroffene nicht mehr so geduldig und tolerant wie früher. Oft ist Schlaflosigkeit ein Thema.
Je länger die Erschöpfung anhält, um so öfter kommt es zu Beschwerden, die scheinbar in keinem Zusammenhang mit der Hormondrüse stehen, wie z. B. wiederkehrende Infektionen der Atemwege, Allergien, Asthma, Immunschwäche, chronische Müdigkeit.
Wie wird eine Nebennieren-Erschöpfung diagnostiziert?
Neben einer ausführlichen Erstanamnese, die evtl. schon an eine Nebennieren-Problematik denken lässt, kommt in meiner Praxis ein Hormon-Speicheltest zur Anwendung, das sogenannte Cortisol-Tagesprofil. Cortisol wird in den frühen Morgenstunden vermehrt ausgeschüttet, so dass es gegen 8.00 Uhr seinen höchsten Stand erreicht. Im Laufe des Tages fällt es dann allmählich ab und erreicht gegen Mitternacht seinen niedrigsten Stand. Die Speichelprobe wird zu verschiedenen Tageszeiten genommen und in einem Speziallabor ausgewertet. Des Weiteren können Urintests zur Bestimmung der Neurotransmitter zum Einsatz kommen.
Die Behandlung der Nebennieren-Erschöpfung
Die Behandlung der Nebennieren-Erschöpfung bedarf mehrerer Maßnahmen gleichzeitig. Zum einen kommen naturheilkundliche Mittel, die direkt auf die Nebennierenfunktion abgestimmt sind, zum Einsatz. Zum anderen sollte jeder Betroffene seine Lebensweise überdenken. Es ist entscheidend, wie Sie Ihre Energie verbrauchen, bewahren und wie Sie neue Energie schöpfen. Ganz entscheidend ist, was Sie essen und trinken. Nur gute Nahrung gibt uns Kraft und Energie für den Tag. Es erfordert sicher anfangs viel Disziplin, alte Gewohnheiten abzustellen oder zu verändern, aber die Mühe lohnt sich.