Was ist ein Leaky-Gut-Syndrom?
Unter dem Leaky-Gut-Syndrom versteht man einen durchlässigen oder löchrigen Darm, d. h. die Darmschleimhaut ist geschädigt. Normalerweise wird die Darmschleimhaut des Dünndarms durch Klebeleisten zusammengehalten. Beim durchlässigen Darm bröckeln diese Leisten und die Darmschleimhaut bekommt Lücken.
Welche Aufgaben hat die Darmschleimhaut?
Die Darmschleimhaut stellt eine Barriere zwischen Darm und Blutkreislauf dar (Darmbarriere). Normalerweise gelangen nur Nährstoffe und Wasser durch die Darmschleimhaut in den Blutkreislauf. Beim durchlässigen Darm jedoch gelangen auch Stoffe hindurch, die dort normalerweise nicht durch gehören, wie z.B. Giftstoffe, Pilztoxine oder unvollständig verdaute Nahrungsbestandteile. Dies kann im Körper „stille“ Entzündungen verursachen und in der Folge kann es zu chronischen Erkrankungen, wie z. B. den Autoimmunerkrankungen Hashimoto-Thyreoditis, rheumatoider Arthritis, chron.-entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa, Multiple Sklerose u.a. sowie zu Allergien oder Asthma kommen.
Welche Symptome macht ein durchlässiger Darm?
Die Symptome sind sehr vielfältig und reichen von chronischen Muskel- und Gelenkschmerzen, Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, Kopfschmerzen/Migräne, Stimmungsschwankungen, Depressionen, Hautproblemen wie Akne, einem schwachen Immunsystem bis hin zu Beschwerden, wie Blähungen, Bauchschmerzen, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Reizdarmbeschwerden, die schon eher auf Darmprobleme schließen lassen.
Wie entsteht ein durchlässiger Darm?
Die Ursachen sind vielfältig:
„Falsche„ Ernährung (zu viel Zucker, isolierte Kohlenhydrate wie Weißmehlprodukte: Nudeln, Brot, weißer Reis und zu wenig Ballaststoffe, zu viel tierische Fette wie Wurst, Fleisch, Käse)
zu viel Alkohol
Empfindlichkeit gegenüber Gluten (Glutensensitivität) und/oder Kasein (Milcheiweiß). Getreide- und Milchprodukte können hier ein Leaky-Gut-Syndrom triggern.
Nahrungsmittelunverträglichkeiten, die zeitversetzt auftreten (vom Spättyp). Diese sind, v. a. wenn sie nicht bekannt sind, schwer einzuordnen, da sie nicht unmittelbar nach dem Essen auftreten, sondern Stunden bis zu 3 Tage später. Bei vielen Menschen sind das Milchprodukte, allen voran Kuhmilch oder das Milcheiweiß Kasein (in allen Milchprodukten enthalten) oder Gluten. Werden solche Nahrungsmittel regelmäßig weiter verzehrt, kommt es zu einer Abwehrreaktion des Immunsystems. Dies kann langfristig den Darm schädigen und ein Leaky-Gut-Syndrom hervorrufen.
Wenn Sie das Gefühl haben, auf Nahrungsmittel zu reagieren, führen Sie ein Ernährungstagebuch über 1 bis 2 Wochen. Notieren Sie alles, was Sie essen und trinken (auch ob Weizen oder Vollkorn, jedes Bonbon, alles!) Notieren Sie sich auch, welche Beschwerden Sie haben, auch wenn Sie sie nicht mit der Nahrung in Verbindung bringen, z. B. Gelenkschmerzen, Kopfschmerzen, Müdigkeit etc. Eventuell erhalten Sie dadurch schon eine Idee, wovon Ihre Beschwerden kommen. Auf jeden Fall sehen Sie einmal, was und wieviel Sie überhaupt den ganzen Tag essen. Den meisten ist das gar nicht so bewusst. Wenn Sie unter chronischen Beschwerden leiden, lassen Sie mal für 4 Wochen bestimmte Nahrungsmittel weg, z. B. Milchprodukte oder glutenhaltiges Getreide (Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Dinkel) oder Wurst/Fleisch vom Schwein etc. und schauen Sie, ob es Ihnen besser geht.
Medikamente: Schmerzmittel, Cortison, Antibiotika, Chemotherapie
Candida-Belastung (Hefepilz)
Vitalstoffmängel (Ich biete in meiner Praxis die Vitalstoff-Analyse an, eine „unblutige“ Messung von Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen, Aminosäuren etc.)
Stress! und in Kombination mit falscher Ernährung!
Besonders betroffen vom Leaky-Gut-Syndrom sind Menschen, die an der Stoffwechselerkrankung KPU (Kryptopyrrolurie) leiden. Durch einen Enzymdefekt kommt es zu einem Überschuss an Pyrrolen im Blut. Pyrrole sind Stoffwechselabbauprodukte, welche dann verstärkt über den Urin ausgeschieden werden. Dabei nehmen diese Pyrrole aber auch Vitalstoffe, nämlich Zink, Vitamin B 6 und Mangan mit und scheiden diese auch über den Urin mit aus. Betroffene haben daher meist einen Mangel an diesen Vitalstoffen. Das sind aber auch die Vitalstoffe, die für einen gesunden Darm unabdingbar sind.
Wie stellt man einen durchlässigen Darm fest?
Wie Sie sehen, kommen diverse Ursachen für einen durchlässigen Darm in Frage. Deshalb ist es in der naturheilkundlichen Behandlung umso wichtiger, nicht nur bei den „typischen“ Darmbeschwerden, sondern bei allen chronischen Erkrankungen den Darm anzuschauen. Dies geschieht mittels Darmcheck. Dabei wird eine Stuhlprobe in ein Speziallabor geschickt und dort untersucht. Für den durchlässigen Darm gibt es einen speziellen, sehr sensitiven Marker, das Zonulin. Zonulin ist ein Protein, welches mit den Klebeleisten der Darmschleimhaut reagiert und die Durchlässigkeit der Dünndarmschleimhaut erhöht. Zonulin schlägt meist als erstes an. Weitere Parameter sind Alpha-1-Antitrypsin (Entzündungsparameter der Darmschleimhaut) oder sIgA (sekretorisches IgA). Über das sIgA können Rückschlüsse getroffen werden, wie die körpereigene Abwehr der Darmschleimhäute funktioniert.
Eventuell ist es sinnvoll, Nahrungsmittelintoleranzen auszuschließen (Laktoseintoleranz, Fructoseintoleranz, Glutenintoleranz, Histaminintoleranz).
Behandlung des durchlässigen Darms
Behandelt wird, je nach Befund, mit Präparaten, die die Darmschleimhaut wieder abdichten oder antientzündlich wirken. Es ist immer sinnvoll, einmal einen kompletten Darmcheck mittels Stuhlprobe zu machen und nicht nur die oben genannten Parameter zu bestimmen. Meist besteht nämlich gleichzeitig ein Ungleichgewicht in der Bakterienbesiedlung oder eine Pilzbelastung des Darms (meist Candida). In diesen Fällen müssen die Pilze eliminiert werden und die Darmflora wieder aufgebaut werden.
Wichtig ist eine ausgewogene, ballaststoffbetonte Ernährung, die vitalstoffreich und basenüberschüssig ist. Meiden Sie Genussgifte wie Zucker, Süßstoffe, Koffein, Nikotin, Alkohol. Wenn Sie über Jahre Medikamente einnehmen, lassen sie diese vom Arzt überprüfen. Evtl. können sie reduziert werden, oder sind durch andere Maßnahmen, wie eine Ernährungsumstellung nicht mehr nötig.
Für die Behandlung des durchlässigen Darms oder allgemein für eine Darmsanierung benötigen Sie etwas Geduld. Das ist kein „Schnellschuss“. Schließlich kommt es nicht von heute auf morgen zu den genannten Problemen. Diese entwickeln sich meist über Wochen, Monate oder Jahre. Bleiben Sie dran, es lohnt sich!